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Schlangenbiß

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Schlangenbiß
und Sofortmaßnahmen
DDr. Ulley Rolles
Dr. Karl Pallasmann


Übertriebene Angst vor Schlangen ist in unseren Breiten sicher nicht geboten, eines sollte man jedoch im Hinterkopf haben: Auch wenn der Biss der Kreuzotter in der Mehrzahl der Fälle gut überstanden wird, kann er dennoch unter Umständen tödlich sein!



In den Alpen kennen wir mehrere harmlose Schlangenarten (z.B. Ringelnatter), es sind aber auch bei uns einige wenige Giftschlangen heimisch, die alle zur Gattung der Vipern gehören: An erster Stelle ist das die Kreuzotter (Vipera berus), die auch in höheren Lagen vorkommt, sowie die Sandviper (Vipera ammodytes) und nur noch selten vertreten die
Wiesenotter (Vipera ursinii).



Die Wahrscheinlichkeit von einer heimischen Giftschlange gebissen zu werden, ist relativ gering, da Schlangen in der
Regel vor dem Menschen flüchten. Und nur bei einem Viertel aller Gebissenen entstehen Allgemeinvergiftungen. Diese Vergiftungserscheinungen können jedoch von leichter Übelkeit bis hin zu einem ausgeprägten Schockzustand reichen.

Von den Verletzten zeigen 20-30% überhaupt keine Symptome und weitere 20% subjektive Symptome ohne objektivierbare Giftinjektion. Der Prozentsatz schwerster Vergiftungen liegt um die 10% aller stationär aufgenommenen Patienten nach Giftschlangenbiss. Man schätzt die Zahl der Todesfälle durch Giftschlangen in ganz Europa auf ca. 50 pro Jahr.

Todesfälle sind damit wesentlich seltener als etwa durch Bienen- oder Wespenstiche! Besonders gefährdet sind jedoch kleine Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen. Die Bissstellen befinden sich meistens am Bein oder an der Hand. Bisse in Hals, Kopf und große Venen stellen eine größere Gefahr dar!

Symptome:
Entstehen innerhalb von 10-20 Minuten nach dem Biss.
Lokal kommt es zu Schwellung, Schmerzen und Taubheitsgefühl, später zu bläulicher-roter Verfärbung. Die Bissmarke besteht aus zwei im Abstand von ca. 10-15mm entfernten punkt- bis strichförmigen „Einstichstellen“. In der Folge kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen.
Die Folgen für den Kreislauf können bis zum schweren Schockzustand reichen: Der Puls wird schnell, der Blutdruck sinkt, der Patient atmet flach, wird kaltschweißig, benommen. Im schlimmsten Fall kann dies bis zum Bewusstseinsverlust und zur Atemlähmung führen. Durch Gewebe- und Gerinnungstoxine können sich an der Bissstelle Ödeme, Blasen, Blutungen, Thrombosen, und unter Umständen eine Gangrän bilden, sodass chirurgische Maßnahmen notwendig werden.

Abtransport:
In leichten Fällen zunächst vorsichtiger selbständiger Abstieg, bei Verschlechterung des Zustandes ist es besser, den Patienten passiv abzutransportieren, um den Lymphfluss möglichst hintanzuhalten, welcher der Hauptweg des Giftes ist.
Bei Kollaps, Bewusstseinseintrübung oder starker Schwellung ist auf alle Fälle der Hubschraubertransport angezeigt. In jedem Fall sollte der Verletzte einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen. Im Krankenhaus wird - wenn notwendig - die entsprechende Therapie, inklusive der Gabe eines speziellen Antiserums durchgeführt.

Vorbeugung:
In schlangengefährdeten Gebieten sollte man stets mit
knöchelhohen Schuhen, Socken und langer Hose unterwegs sein. Bevor man Äste, Steine, Baumstämme, usw. anfasst, genau hinschauen. Vorsicht ist auch beim Beerenpflücken und beim Klettern geboten. Schlangen liegen gerne in der Sonne, flüchten normalerweise vor dem Menschen, aber wenn sie überrascht werden, können sie erschrecken und zubeißen.

In den Hohen Tauern sind Schlangen auch in der Höhe das ganze Jahr über aktiv, bei Kälte befinden sie sich in trägen Ruhephasen, kommen mit den ersten warmen Sonnentagen hervor. Paarungszeit ist im April/Mai.



SOFORTMASSNAHMEN

Beruhigen, nicht in Panik geraten!
Beengende Ringe, Ketten, Uhren abnehmen!
Ruhigstellung des betroffenen Körperteils, Immobilisation der Bissstelle durch Ruhigstellung des betroffenen Körperteils, eventuell auch durch Schienung.
Körperliche Aktivität des Verletzten so gut wie möglich vermeiden. Den Patienten flach hinlegen, bei Bewusstseinseintrübung, stabile Seitenlage.
Atemwege freihalten.
(Achtung wegen Erbrechen!)
Reichlich Flüssigkeit geben:
Wasser, Tee, Kaffee, jedoch keinen Alkohol!
Gegebenenfalls vom Arzt, wenn nötig:
Schocktherapie: i.v. Infusion, Katecholamine.
Das Bandagieren mit breiter elastischer Binde,
um den Lymphfluss zu behindern, wird nicht mehr generell empfohlen. Bei den Giften der Vipern
könnte dies die toxische Wirkung sogar verstärken.
Keinesfalls abbinden!
Kein Aussaugen der Wunde!
Kein Ausschneiden der Bissstelle!


Quelle: http://www.bergrettung.at/kaernten/

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