Erdbebendienst in Österreich - historisch

Erdbeben/ Erdstöße/ Naturkatastrophen

Aufgrund des Erdbebens in Ljubljana (Slowenien) am 14. April 1895 wurde am 25. April 1895 an der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien eine eigene 'Erdbebenkommission' eingerichtet, deren Aufgabe es war, sich mit der Ursache und den Auswirkungen von Erdbeben eingehend zu beschäftigen.
Die Tätigkeit der Kommission sollte sich hauptsächlich auf drei Gebiete erstrecken: Sammlung von Erdbebenberichten aus früherer Zeit, Beobachtungen aktueller Erdbeben durch entsprechendes Personal und schließlich die Einrichtung von Messstationen zuerst 1897 in Ljubljana, wo die Krainische Sparkasse großzügigerweise die finanziellen Mittel für die Anschaffung eines Seismographen spendete.
Unmittelbar darauf wurden ähnliche Stationen auch in Kremsmünster, Triest und Lemberg installiert. Damit wurde die Grundlage geschaffen, Erdbeben messtechnisch zu erfassen.
Am 1. Jänner 1904 wurde das Beobachtungsnetz der Erdbebenkommission unter der neuen Bezeichnung 'Erdbebendienst' von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien übernommen, gleichzeitig mit der Inbetriebnahme eines ersten Seismographensatzes.
In der Folge wurden noch weitere Standorte für Seismographen geschaffen, so etwa im Jahre 1904 in Graz, 1910 in Czernowitz und 1912 in Innsbruck, sodass Österreich nun über ein relativ dichtes Netz seismischer Stationen verfügte.
Die Organisation des Erdbebendienstes beruhte auf der freiwilligen Mitarbeit von angeworbenen Beobachtern, die zumeist Lehrer, Geistliche, Ärzte, Beamte oder Vertreter ähnlicher Berufsgruppen waren. Da die österreichischen Länder ein großes Gebiet umfassten, war eine Gliederung erforderlich. Jedes Kronland hatte einen eigenen Erdbebenreferenten, der die Erdbebenmeldungen sammelte und sie dann der Akademie, später der Zentralanstalt, zur Veröffentlichung übergab. Diese Organisationsform blieb bis nach dem ersten Weltkrieg erhalten.
Die Verkleinerung des Beobachtungsgebietes als Folge des Krieges bewirkte allerdings, dass die Betreuung des Beobachtungsnetzes immer mehr durch die Zentralanstalt selbst erfolgte. Der zweite Weltkrieg stellte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Erdbebendienstes dar, da bei Kriegsende sowohl in Wien als auch in Graz und Innsbruck die Seismographen schwer beschädigt waren und erst nach langer, mühevoller Arbeit teilweise wieder funktionsfähig gemacht werden konnten.
Seit 1947 unterstützt die Gendarmerie bundesweit die Bemühungen der Zentralanstalt hinsichtlich der Sammlung der Meldungen von der Bevölkerung. Später erging sogar ein Erlass des Bundesministeriums für Inneres, der alle Polizei- und Gendarmeriedienststellen zum Meldedienst im Erdbebenfall verpflichtete.
Die Modernisierung des seismischen Messnetzes in Österreich erfolgte durch den Übergang von einer Analogregistrierung der Erdbeben, also von einer seismographischen Aufzeichnung am Stationsort, zu einer digitalen, zahlenmäßigen Messwerterfassung mit Datentelemetrie über Funk und Datenleitungen zur Auswertezentrale des Österreichischen Erdbebendienstes sowie mit der Einrichtung lokaler Stationen in Gebieten erhöhter Erdbebengefährdung.

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