Industrieunfälle

Chemie/ Gifte/ Toxische Stoffe/ Dämpfe

Die Auswirkungen eines schweren Industrie- oder Transportunfalles auf die Umgebung hängen von verschiedenen Faktoren ab:

Von den Eigenschaften und der Menge des Stoffes:
Brennbare und/oder explosionsfähige Stoffe sind vor allem für die unmittelbare Umgebung des Betriebes oder des Unfallortes gefährlich. Toxische Gaswolken können hingegen auch noch in einigen Kilometern Entfernung Schaden anrichten. Gase die leichter als Luft sind, verflüchtigen sich nach oben, Gase die schwerer als Luft sind, sammeln sich am Boden und in Vertiefungen an.

Von der Freisetzungsart und der Freisetzungsdauer:
Schadstoffe, die in großer Höhe (z.B. über hohe Schornsteine) freigesetzt werden, sind für die unmittelbare Umgebung weniger gefährlich, als Schadstoffe die aus bodennahen Anlagen austreten. Spontan und in großer Menge austretende Schadstoffe (z.B. Platzen eines Großtanks) sind wegen der Plötzlichkeit des Ereignisses und des damit verbundenen geringen Handlungsspielraumes sowie wegen der hohen toxischen Konzentration ungleich gefährlicher als eine kontinuierliche Freisetzung der gleichen Stoffmenge über einen längeren Zeitraum (Leckage).

Von der Geländeform, der Art der Bebauung und der Bebauungsdichte:
Die Freisetzung von Schwergasen ist in engen Tälern und Becken viel problematischer als in freien Lagen. Hohe Gebäude können darüber ziehende Schadstoffwolken ablenken und durch Verwirbelungen zu Boden transportieren. Eine große Bodenrauhigkeit (Büsche, Bäume, Häuser) verlangsamt das Windfeld und führt zu einer stärkeren Ablagerung. Dichte Massivbauten bieten besseren Schutz als undichte Holzbauten. Das Schadenausmaß ist auch ganz entscheidend von der Bebauungsdichte (Siedlungsdichte) abhängig.

Von den Sicherheitseinrichtungen des Betriebes:
Gut gewartete und ständig überprüfte Sicherheitseinrichtungen sowie ein gut geschultes Personal sind die Grundvoraussetzung für eine sichere Betriebsführung. Ständige Risikominimierung muss daher an oberster Stelle stehen.

Von der Wetterlage und Jahreszeit:
Winde können gefährliche Stoffe auf Siedlungsräume zutreiben oder im positiven Fall von solchen Gebieten fernhalten. Windstille (stabile Luftverhältnisse, z.B. am Abend und in der Nacht) führt zu einem rascheren Konzentrationsanstieg rund um den Unfallort, Wind und Turbulenzen (starke Tageserwärmung) führen zu einer stärken Durchmischung und Konzentrationsabnahme. Inversionswetterlagen können über mehrere Tage jeden Luftaustausch verhindern und zu einer Verschärfung der Situation führen. Die Luftfeuchte sowie die Luft- und Umgebungstemperatur können chemische Reaktionen in der Wolke hervorrufen und so die Bildung aber auch den Abbau eines (Schad-)Stoffes fördern. Nasse oder trockene Ablagerungen (Depositionen) während der Wachstums- oder Erntezeit haben einen größeren Schaden zur Folge als während der Wintermonate.

Von der Entfernung des Unfallortes:
Grundsätzlich gilt: je größer die Entfernung zum Unfallort, desto niedriger die Gefährdung und Belastung. Generell kann davon ausgegangen werden, dass außerhalb einer Zone von 7-10 Kilometern um den Unfallort keine akute toxische Gefährdung mehr besteht. Lokale meteorologische Verhältnisse können aber auch zum Anheben, Weitertransport und Absenken toxischer Luftmassen führen, sodass es in Ausnahmefällen auch vorkommen kann, dass vom Unfallort weiter weg liegende Gebiete stärker belastet werden als näher gelegene.

Weitere Artikel zu diesem Thema:


« zurück

« zurück zur Suchmaske